Nachlese zur Dekanatsvisitation in Schärding
Wir Visitatoren waren insgesamt sechs Tage lang in den Pfarren des Dekanates Schärding sowie bei den verschiedenen kirchlichen Gruppen und Einrichtungen unterwegs, um zu erfahren, wie es den haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern geht und wo „der Schuh drückt“. Wir haben in dieser Woche eine lebendige Kirche im Dekanat Schärding erlebt. Sehr viele Menschen sind unterwegs, um den christlichen Glauben lebendig zu halten und den Glauben, den sie empfangen haben, weiter zu geben.
Die Kirche hat nur dann eine Zukunft, wenn es ein Miteinander gibt
Wir danken allen im Dekanat Schärding, die sich in den vielen unterschiedlichen Bereichen ehrenamtlich in den Pfarren, kirchlichen Einrichtungen, kulturellen und sozialen Institutionen einbringen. Das Ehrenamt ist oft die Weitergabe dessen, was die Menschen selber erlebt haben. Gerade durch das freiwillige und großzügige Engagement von Ehrenamtlichen wird das Leben in den Pfarren getragen.
Viele im Dekanat Schärding bringen ihre Talente, Charismen und Fähigkeiten ein. Auch wenn manche das Gefühl hätten, dass einiges „zerbrösle“, solle man nicht bei dem ansetzen was fehlt, sondern bei dem was gelingt – und das ist nicht wenig!
Unser Dank gilt auch allen, die sich in den Pfarrgemeinden, in den Schulen und Kindergärten sowie an anderen pastoralen Orten, aber auch in der Kirchenbeitragsstelle hauptamtlich für die Menschen einsetzen. Danke, dass ihr eine einladende Kirche seid!
Nur im Miteinander und in der gegenseitigen Ergänzung, Korrektur und Kooperation von Haupt- und Ehrenamtlichen können wir Kirche verwirklichen: Eine Kirche, deren Wesensmerkmale in allen Pfarren attraktiv gelebt und lebendig gestaltet werden sollen. Diese Wesensmerkmale oder Grundvollzüge sind die Verkündigung des Wortes Gottes, die Feier verschiedener Formen der Liturgie, die Hilfe für die Armen und schließlich die Gemeinschaft zwischen den Gläubigen untereinander sowie in Beziehung zwischen uns und Gott. Alles muss eingebettet sein in das Weitersagen dessen, was uns selbst Lebensreichtum geworden ist – Jesus Christus und seine heilsam befreiende Botschaft. Gemeinsames Handeln im Zusammenbringen unterschiedlicher Fähigkeiten und Kompetenzen ist dabei ein Zeichen der Stärke – kein Eingeständnis der Schwäche einzelner Bereiche oder Gruppen!
Kirche weiter bauen
- Wir möchten alle im Weitergehen des Dekanatsweges „Seelsorge gemeinsam gestalten“ bestärken – er entfaltet eine sehr positive Dynamik im Dekanat.
- Wir danken für die Wahrnehmung kirchlicher Grundvollzüge: Es ist wichtig, dass es für alle Grundvollzüge Menschen gibt, die sie aktiv tragen oder mittragen.
- Wir danken auch für die Diskussion über die Gestaltung von Wortgottesfeiern: In der Frage, ob diese eigene Feierform mit oder ohne Kommunionspendung erfolgen soll, wurde mit Blick auf die öffentliche Diskussion in der Kirchenzeitung im Rahmen der Visitation die diözesane Regelung theologisch begründet dargestellt, d.h. in der Regel ohne, jedoch mit begründeten Ausnahmen. Im Rahmen des diözesanen Zukunftsweges wird über dieses Thema nochmals in Ruhe nachgedacht.
- Wir haben die Vernetzungstreffen der jeweiligen Fachausschüsse und Gruppen als sehr lebendig erlebt. Wir regen an, diese Gesprächsebene im Dekanat weiter zu pflegen.
- Wir haben einzelne personelle und pastorale Sorgen in den Pfarren wahrgenommen. Dafür werden von der Diözesanleitung in Abstimmung mit der Dekanatsleitung Lösungen gesucht.
Freilich bleiben einige Fragen offen: Wie und wieviel Verantwortung sollen Laien in Zukunft übernehmen? Welche Rolle und Wertschätzung kommt der Frau in der Kirche zu?
Kirche weit denken
In der Diözese Linz stellen wir uns intensiv der Frage nach einem guten Weg in die Zukunft. „Kirche weit denken“ wird der in Gang gesetzte Zukunftsprozess der Diözese übertitelt. Dabei müssen sich die Realitäten der Kirche vor Ort in den Fragen, in den Analysen, in den Antworten, die gefunden werden, wiederspiegeln. Die Visitation im Dekanat Schärding, wie auch die folgenden Visitatonen, haben also eine besondere Relevanz für die gesamte Diözese. Gott kommt uns in der heutigen Wirklichkeit bestärkend, ermutigend und herausfordernd entgegen. Notwendig und notwendend sind dabei Haltungen der Aufmerksamkeit, Ehrlichkeit, Aufrichtigkeit und Ehrfurcht gegenüber dem vielfältigen Leben der Menschen. Es geht in den unterschiedlichen Situationen und Befindlichkeiten darum, anderen mit Achtsamkeit und Wohlwollen zu begegnen.
Es braucht dazu eine Kirche, die fähig und bereit ist, den Menschen auf ihren Wegen zu begegnen; eine Kirche, die sich in ihr Gespräch einzuschalten vermag. Es braucht eine Kirche, die es versteht, mit den Jungen ins Gespräch zu kommen, die wie die Emmausjünger aus Jerusalem fortlaufen, aber dann oft ziellos und allein mit ihrer Ernüchterung umherziehen, mit der Enttäuschung über ein Christentum, das von ihnen als steriler, unfruchtbarer Boden angesehen wird, der unfähig ist, für sie Sinn zu zeugen.
Papst Franziskus will Mut zum Risiko und zum Experiment auslösen. Dabei ist ihm klar, dass Wagnisse, die Neues versuchen, durchaus auch schiefgehen können. Doch Fehlerfreundlichkeit ist besser als Mutlosigkeit: „Mir ist eine »verbeulte« Kirche, die verletzt und beschmutzt ist, weil sie auf die Straßen hinausgegangen ist, lieber als eine Kirche, die aufgrund ihrer Verschlossenheit und ihrer Bequemlichkeit, sich an die eigenen Sicherheiten zu klammern, krank ist. Ich will keine Kirche, die darum besorgt ist, der Mittelpunkt zu sein, und schließlich in einer Anhäufung von fixen Ideen und Streitigkeiten verstrickt ist.“ (EG 49) Deshalb plädiert der Papst für eine Kirche der offenen Türen, so dass alle irgendwie am kirchlichen Leben teilnehmen können.
Wir danken nochmals allen, die mit ihrem großen Einsatz zum Gelingen der Dekanatsvisitation Schärding beigetragen haben und wünschen weiterhin allen Christinnen und Christen in der katholischen Kirche viel Freude und Gottes Segen!
Linz, am 21. Jänner 2018
Das Visitationsteam | ||||
Severin J. Lederhilger | Manfred Scheuer | Wilhelm Vieböck | ||
Generalvikar |
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Bischofsvikar |